Fleisch fasziniert mich in vielfältiger Hinsicht.
Es steht für mich für Kindheitserinnerungen, das Essen von früher, aber auch für Schlachtszenen die ich damals beobachtet habe. Das hatte für mich immer etwas Archaisches und nährte das Bewusstsein, Teil der Natur zu sein. Ich träumte davon, zu jagen und das Fleisch über dem offenen Feuer zu braten.
Mit den Fleischbildern möchte ich auch die Realität zeigen, das was viele Menschen, die Fleisch essen, nicht wahr haben wollen, denn Ehrlichkeit ist für mich ein hohes Gut. Der Tod der Tiere ist heutzutage nämlich in die Schlachthäuser verbannt worden.
Die Bilder verstehe ich aber nicht politisch im Sinne von pro oder contra Fleisch. Denn Kunst kann meiner Meinung nach nur indirekt politisch wirken. Eine Agenda würde die Sicht und die Wahrnehmung der Bilder einengen. Mit den Fleischbildern mache ich den Betrachtern ein Wahrnehmungsangebot und gebe ihnen die Möglichkeit, ihre eigenen Erfahrungen mit einzubringen und das Thema freier und weiter zu deuten. Mir ist natürlich klar, dass das Thema Fleisch an sich polarisiert und irritiert.
Ein weiterer Grund, Fleisch zu malen ist, ein Statement gegen den militanten Veganismus zu setzen. Denn ich bin der Renaissance verhaftet, wo sehr viel bei gewissen Anlässen aufgetischt wurde, wozu auch Fleisch in allen Variationen gehörte. Die Vielfalt und Üppigkeit der Essenstafeln finde ich faszinierend. Dass das Fleisch sehr in unserer Kultur verhaftet zu sein scheint, heißt aber auch, dass man die Tierhaltung unbedingt verbessern muss und der Fleischkonsum angesichts der Umweltsituation reduziert werden sollte. Das Fleisch sollte wieder mehr wertgeschätzt werden.
Andre Kern, Januar 2024