Kern malt Serien in breit gefächerter stilistischer Bandbreite. Ausgehend von der altmeisterlichen Öllasurtechnik hin zu einer expressiveren Malweise mit deckenden Farbschichten. Vielfach kombiniert er Zitate aus der Kunstgeschichte mit Motiven aus anderen Kontexten, beispielsweise in der Reihe »Be yourself – Gemalte Collagen« von 2013. Ausgangspunkt für diese Collagen sind Werke berühmter Künstler, die durch zahlreiche Reproduktionen Eingang in unsere Alltagswelt gefunden haben. Angeregt durch seine Kochleidenschaft und auch als Statement gegen den »militanten Veganismus« befasst sich der Maler in seinen Werken immer wieder mit dem Thema »Fleisch«, das er dem Betrachter in immer neuen Bedeutungszusammenhängen vor Augen führt. So zum Beispiel mit Motiven der “alten Meister” und auch eigenen Wuppertalmotiven.
Seit 2015 beschäftigt sich André Kern mit älteren Gemälden seines Werks, die seiner Ansicht nach nicht mehr im Kontext der aktuellen Arbeiten »bestehen« können. Zunächst hat er Bilder zerschnitten und neu zusammensgesetzt. 2017 fing er an, die ungeliebten Bilder ganz oder teilweise zu übermalen und verarbeitete sie dadurch weiter. Dabei läßt er oft die wichtigsten, zentralen Bildstellen frei. Es werden überflüssige Stellen verdeckt, dadurch entsteht im Sinne einer Fokussierung auf das Wesentliche ein neues Bild, das im Kontrast zu der warmgrauen, flächigen Übermalung steht. Diese Fläche bietet gegebenenfalls wiederum Raum für ein neues gemaltes Motiv, das mit dem vorhandenen Bild im Sinne der für André Kerns typischen Bildgegenüberstellungen in Verbindung treten kann.
In den meisten seiner späteren Übermalungen überdeckt André Kern das Motiv mit kräftigen, zeichenhaften Pinselhieben, die eine dickichtartige Struktur entstehen lassen, die das Motiv verbaut, versperrt, in es eingreift, aber zugleich Farben und Formen durchscheinen läßt, und neu ordnet. Das «Dickicht» kann für die Schwierigkeiten und Vielschichtigkeiten des Alltags stehen. Es überlagert die eindimensionalen, idyllisch anmutenden ursprünglichen Bildmotive und belebt sie durch eine neue Ebene. Es kann Hindernis aber zugleich Schutz vor den alltäglichen Herausforderungen sein. Bei anderen, vorher flächig übermalten Werken, hat er auf der freien Fläche neue Motive hinzugefügt, die mit den vorhandenen Bildern in Dialog treten. Neu sind dabei die lediglich mit weißer Eitempera gemalten Fleischhälften, die geisterhaft wirken und über das »real« gemalte Fleisch hinausweisen.
Neue Serie “Fleischpflanzerl”
In den neuesten Bildern hat André Kern Pflanzen aus seinem Wildkräutergarten mit Gießharz zumeist auf den grauen Flächen seiner übermalten Exponate eingearbeitet. Auch getrocknete Speckschwarten hat er bei einigen Pflanzen-Kompositionen hinzugefügt. Titel dieser neuen Serie: “Fleischpflanzerl”. Die Themen Pflanzen und Fleisch sind für den Künstler eng miteinander verknüpft.
In dem Werk “Schlauchgitter” hat er Fahrradschläuche, die er selbst mit dem Fahrrad (8000 km im Jahr) verschlissen hat, eingespannt und mit Wildpflanzen kombiniert.